Regionalpräsident Dr. Thomas Bauer

Es ist gut, dass unsere bayerischen Sicherheitsbehörden dieses Verhalten konsequent mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgen, als das was es ist, als Straftat u. a. der Volksverhetzung. Wichtiger aber ist, dass wir darauf hinwirken, dass es gar nicht erst zu solchen Übergriffen kommt, indem wir Toleranz in unserer Gesellschaft fördern, Sozialkompetenz und Demokratieverständis stärken, gerade auch in der Jugend- und Elternarbeit.

Meine Generation ist im Schatten des Holocaust, von Ausschwitz, Dachau und Flossenbürg aufgewachsen. Schuld und Scham haben das Verhältnis zu unserer Geschichte geprägt. „Nie wieder!“ war eine beständige und richtige Mahnung. Gerne würde ich feststellen, dass dies dazu geführt hat, dass alle Deutschen aus der Geschichte gelernt hätten. 

Aber das kann ich nicht sagen, wenn Antisemitismus, Hass und Hetze sich gerade in der Corona-Pandemie ausbreiten. Unsere Erinnerungskultur schützt offensichtlich nicht vor einer dreisten Umdeutung oder Leugnung der Geschichte. Da laufen Menschen bei Demonstrationen mit Davidsternen und der Aufschrift „ungeimpft“ herum oder halten „Maske macht frei“-Schilder hoch, andere behaupten, Zionisten hätten das Virus in israelischen Laboren hergestellt, wieder andere posten auf Facebook, der Holocaust sei fast so eine große Lüge wie die Corona-Pandemie. Mit diesen Aussagen verhöhnen die Betreffenden die Opfer des Nationalsozialismus und verharmlosen die Schoah, um eines billigen Effekts der Provokation wegen.

Es ist gut, dass unsere bayerischen Sicherheitsbehörden dieses Verhalten konsequent mit allen rechtsstaatlichen Mitteln verfolgen, als das was es ist, als Straftat u. a. der Volksverhetzung. Wichtiger aber ist, dass wir darauf hinwirken, dass es gar nicht erst zu solchen Übergriffen kommt, indem wir Toleranz in unserer Gesellschaft fördern, Sozialkompetenz und Demokratieverständis stärken, gerade auch in der Jugend- und Elternarbeit.

Ich begrüße es daher sehr, dass die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Franken durch ihre Aktivitäten Jugendliche und Erwachsene zu bürgerschaftlichem und sozialem Engagement ermutigt und etwa bei der diesjährigen Woche der Brüderlichkeit im Historischen Rathaussaal der Stadt Nürnberg die Bühne weitgehend den Jugendlichen überlässt. Sie trägt damit dazu bei, dass vielleicht doch das Wissen um das schrecklichste Kapitel der deutschen Geschichte, dem Zivilisationsbruch der Shoa, von Generation zu Generation
weitergetragen wird und in die Mitte unserer Gesellschaft hineinwirkt.

Dr. Thomas Bauer